Es zieht sich immer wieder durch mein Leben mit den Pferden und auch meine letzte Ausbildungswoche zur Faszientherapeutin hat es mir mal wieder verdeutlicht:
Mit kleinen, verständlichen und langsamen Schritten am Anfang zieht man später an allen anderen vorbei.
Aber von vorne:
In meiner ersten Ausbildung zum Thema Pferdeverhalten hat Monty es immer so ausgedrückt: Auf einer Skala von 1 bis 10 ist der wichtigste Schritt der von 0 auf 1.
Das klang für mich lange Zeit kryptisch, doch mittlerweile verstehe ich es.
Für uns Menschen gilt doch auch:
Alles, was wir neu lernen, braucht erstmal Geduld, Langsamkeit, Zeit, darüber nachzudenken und wenn wir es verstanden haben: immer wieder wiederholen. Dann werden wir mit der Zeit von selbst immer schneller.
Nun behaupten einige Menschen immer wieder, dass man doch Abkürzungen nehmen könne. (Um beim Beispiel Musikinstrument zu bleiben: wie es klingt, wenn die Töne nicht getroffen werden und weder Takt noch Rhythmus stimmt, hast du sofort im Ohr, oder?)
Deshalb meine Meinung zu Abkürzungen:
Durch Unterstützung: Ja. Durch Schummeln: Nein.
Ein klassisches Beispiel aus der Reiterei? Vielleicht das „an den Zügel reiten“, bzw. „in Anlehnung kommen“.
Wenn du seit Monaten alleine versuchst, beim Reiten einen sanften Zügelkontakt mit einer Anlehnung zu erreichen, es aber einfach nicht schaffst, hast du zwei Möglichkeiten der Abkürzung. Du machst einen Schlaufzügel drauf und schummelst dich da hin. Die erlernte Hilflosigkeit macht´s möglich. Oder du suchst dir einen Reitlehrer, der dich mit seiner Erfahrung und seinem gesammelten Repertoire an unterschiedlichen Vorgehensweisen dabei unterstützt, es reell zu erarbeiten.
Was bedeutet „Langsam ist schnell“ nun, wenn du mit mir zusammenarbeitest?
Alles, was ich am und mit dem Pferd tue, baut auf einem Fundament auf. Ohne eine Grundlage (also das Fundament), baue ich keine Häuserwände auf.
Wenn du jedoch weißt, dass Pferde innerhalb von 3 verständlichen und gut getimten Wiederholungen lernen und danach Verarbeitungsphasen brauchen, das Gelernte zu verinnerlichen, dann wirst du staunen, wie einfach und schnell plötzlich alles klappt!
Für Hundebesitzer scheint es manchmal leichter verständlich zu sein als für Pferdeleute, dass vor Wettbewerben oder Agility-Kursen erstmal die Grundlage in der Hundeschule geschaffen werden muss. Nur Pferdemenschen denken häufig, dass sich die Grundlage von selbst ergibt. Wie das kommt, weiß ich auch nicht.
Zurück zur anfangs erwähnten Faszientherapieausbildung.
In der sogenannten „Körperarbeit“ ist es existentiell, dass kleinschrittig und korrekt gearbeitet wird. Sonst überfordern wir entweder das gesamte körperliche System des Pferdes oder verursachen eine Schutzspannung oder andere Kompensationen.
Meine Ausbildung zur EOFBI©, also zur Equine Osteopath Full Body Integration© hat als Startpunkt jeder Behandlung die Osteopathie als Grundlage. Und ein Prinzip der Osteopathie ist es, die Selbstheilungskräfte des Pferdes in Gang zu bringen. Wir wollen außerdem kleinschrittig Kompensationen lösen. Das braucht Zeit. Warum? Weil wir sonst alles durcheinanderbringen können.
Das wichtige ist es, das Pferd nach der Behandlung in gute, neue Bewegungsmuster zu bringen (denn meist ist hier noch Luft nach oben, deswegen werden wir überhaupt gerufen). Und das erfolgt direkt nach dem Verarbeiten der Behandlung. Warum? Weil wir dem Pferd sofort neue, förderliche Impulse geben möchten, wie es sich stabilisieren oder zukünftig gesünder bewegen kann. Und hier ist die Devise:
Lieber wenig richtig gute Schritte als viele halbschädliche.
Und dann darf das Pferd verarbeiten. Solange es das braucht.
Ich nehme gerne ein Extrembeispiel, um das zu verdeutlichen. Stell dir mal den Glöckner von Notredame vor. Den Buckligen.
Dargestellt wird er in Büchern und Filmen so richtig krumm und schief und humpelnd. So nehme ich es wahr: Der Rücken ist durch den Buckel auf gleicher Höhe wie der Kopf. Damit er nicht nur auf den Boden schauen kann, ist auch die Halswirbelsäule verformt, um das auszugleichen läuft er seinem nach vorne verlagertem Gewicht immer hinterher und kompensiert mit einem Humpeln die Unbeweglichkeit des ganzen Körpers.
Hast du ein Bild im Kopf? Super.
Wie würdest du ihm nun dazu verhelfen, sich auf- und neu auszurichten, seine Verspannungen zu reduzieren und sich verschleiß- und schmerzfrei zu bewegen?
Würdest du ihn ins Fitnessstudio schicken, Gewichte stemmen? Einmal beim Chiropraktiker in Form knacken lassen? Oder nach und nach daran arbeiten, die einzelnen Körperpartien (in sinnvoller Reihenfolge) zu entspannen und dann dabei unterstützen, Bewegungen gezielter auszuführen?
Mein Vorgehen ist hoffentlich klar. 😉
Ich würde vorsichtig erste Verspannungen lösen. Welche das genau sind, würde ich in der Anamnese und Begutachtung herausfinden. Dann dürfte er in seinen Köper hineinspüren. Vielleicht wird der Kopf oder die Arme besser durchblutet und er bekommt mehr Gefühl für seinen Körper zurück.
Mit mehr Gefühl und mehr Entspannung wird auch mehr bzw. andere Bewegung wieder möglich. Und die soll der Körper direkt kennenlernen. Und zwar erstmal langsam und wenige.
Hast du schonmal falsche Liegestütze gemacht, davon aber 100 Stück? Bis dir ein Trainer mal gezeigt hat, wie richtige gehen? Wie viele hast du dann geschafft? 3? Wenn du von diesen ungewohnten richtigen Liegestützen direkt 100 probiert hättest, wärst du vermutlich mit Ach und Krach bis 10 gekommen. Danach wärst du entweder in alte Muster verfallen, oder hättest mit ganz anderen Körperpartien gegengespannt. Das ist das, was ich eben als Schutzspannung bezeichnet habe.
Das bedeutet: Du machst erstmal 3 neue, korrekt ausgeführte Liegestütze. Wie fühlt sich das an? Dann gibst du deinem Körper Zeit, diese Übung zu verarbeiten. Vielleicht hast du am nächsten Tag bereits Muskelkater. Am übernächsten Tag machst du nochmal 3 und stellst fest, dass das leicht war und ein vierter noch klappt. Und so steigerst du langsam und wirst plötzlich feststellen, dass der Sprung von 25 zu 50 und dann zu 100 auf einmal möglich wird. Das ist „langsam ist schnell“.
Was weißt du, wenn du das weißt? Schreib mir gerne!
Und was, wenn du jetzt nichts weißt und dich fragst, was du mit diesen Infos anfangen sollst? Dann sage ich dir jetzt, wie ich dich dabei unterstützen kann.
Weil 2024 für mich unter dem Motto „Werde aktiv für dein Pferd“ steht, stehen schon nächste Praxis-Workshops in den Startlöchern, die dir helfen werden, in die Umsetzung zu kommen. Du hast ein Wunschthema? Dann immer her damit.
Danke fürs Lesen und pferdige Grüße
Steffi